


Florian Zumkehr hat sich das Circus-Virus in einem Basler Jugend Circus eingefangen und dann beschlossen, seine Leidenschaft zum Beruf zu machen. Seit seinem Abschluss an der staatlichen Artistenschule in Berlin ist er als Artist um die ganze Welt gereist und hat rund 3’500 Shows gespielt. Im Interview teilt er seine Erinnerungen an die Teilnahme bei YOUNG STAGE und berichtet von seinen weiteren Plänen.
Seit wann bist du Artist und wie kamst du zum Circus? Wann hast du entschieden Artist zu werden?
Ich war, wie YOUNG STAGE Direktorin Nadja Hauser, im Quartier Circus Bruderholz, einem Kinder- und Jugendcircus in Basel. Dort wurde meine Begeisterung entfacht und hat sich bis heute gehalten.
In welchem Jahr hast du am Festival teilgenommen und wie alt warst du zu dem Zeitpunkt?
Das war 2011. Ich war da 23 Jahre alt.
Welche Erinnerungen hast du an deine Festivalteilnahme von damals?
Ich hatte tatsächlich bis zu diesem Zeitpunkt noch nie als Profi in meinem Heimatland Schweiz gespielt, also noch nie in meiner Heimatstadt Basel. Von daher war es schon aufregend, eimal in meiner Heimat zu spielen, denn so konnten alle Freunde und Verwandten vorbeikommen und die Show sehen. Vor allem auch die etwas älteren Bekannten, die es nicht mehr auf sich nehmen wollen, mir bis nach Kanada nach zu reisen. Ich kann mich aber auch daran erinnern, dass es für mich komisch war, wieder zurück zu dem Format, nur eine Nummer auf der Bühne zu spielen, zu gehen, denn damals war ich mit den 7 Fingers mit der Show TRACES unter Vertrag. Da steht man 90 Min. auf der Bühne und gibt Vollgas.
Du hast auch im 2019 noch einmal am Festival gespielt, nämlich am Open-Air Circus Spektakel, mitten in der Stadt. Wie hat sich das Festival aus deiner Sicht verändert?
Das war schön! Ich bin kein grosser Fan vom Wettbewerbsgedanken, obwohl das YOUNG STAGE es echt schafft, diesem Konkurrenzdenken stark entgegen zu wirken. Es war für mich 2019 ein wirklich schönes Gefühl zu sehen, dass YOUNG STAGE wächst um der Sache wegen Circus wegen und nicht wegen des Wettbewerbes. Ich finde es toll, dass dadurch auf den Zeitgenössischen Circus in der Stadt aufmerksam gemacht wird.
Was ist seitdem passiert und wie hast du dich weiterentwickelt?
Mein Hauptfokus ist die Company ANALOG, die ich vor ein paar Jahren mit ein paar Freunden gegründet habe. Wir haben unsere erste Bühnenproduktion „FINALE“, die wir seit 2018 in mehr als 8 Ländern spielen durften. Seit diesem Jahr entwickle ich meine Solo Show „WILT and Shine“ die ca. 50 Min. lang werden soll.
Wie viele Länder hast du als Artist schon bereist und wie viele Shows hast du ungefähr schon gespielt?
Hui! Wieviele Länder weiss ich nicht mehr, aber es sind um die 3’500 Shows die ich seit 2007 gespielt habe.
Hast du momentan ein Herzensprojekt von dem du uns erzählen möchtest?
Mein Herzensprojekt ist zurzeit – wie eben erwähnt – ANALOG, mein Solo und auf jeden Fall auch meine Musik, die ich jedoch nur als Hobby betreibe.
Wie gehst du mit der momentanen Situation um, und wie hat es deine Planung beeinflusst, als die Pandemie real für dich wurde? Warst du gerade am Arbeiten, Kreieren, Touren, was waren deine eigentlichen Pläne?
Es sollte eigentlich ein sehr voller ANALOG-Sommer werden mit Auftritten am Edingburgh Fringe Festival etc.. Doch leider ist alles ins Wasser gefallen. Ich habe mich nach ein paar Wochen entschieden, etwas Anderes zu machen, da ich es nicht leiden kann im Llftleeren Raum zu warten und nicht zu wissen was passiert. Also bin ich letzten Sommer auf eine Alp im Simmental und habe dort gelernt wie man Käse macht und alles was dazu gehört.
Wie hältst du dich momentan fit? Körperlich, aber auch geistig.
Ich stehe früh auf und mache mein Handstandtraining als einer der ersten Punkte in meinem Tagesablauf. Denn es macht mir zurzeit nicht so viel Spass mich fit zu halten, wenn kein Auftritt in Aussicht ist. Ich habe aber die Erfahrung gemacht, dass wenn ich es einfach als eine Sache sehe, die einfach gemacht werden muss, wie beispielsweise das Zähneputzen, dann fällt es mir leichter. Wenn ich es dann erstmal hinter mir hab, gehts mir auch geistig gut. Momentan hilft mir mental sehr, dass ich täglich 4 Stunden mit der Regisseurin von meinem Solo im Proberaum arbeite. Das gibt dem Tag eine gewisse Struktur.
Was wünscht du dir für dieses Jahr? Hast du besondere Ziele?
Ich wünsche mir, dass sich die Live-Entertainment-Industrie erholt. Gar nicht so sehr für mein eigenes Schicksal, sondern viel mehr für die Gesellschaft, damit sie wieder die Möglichkeit hat, dieses schöne Medium zu konsumieren. Für mich wünsche ich mir, dass ich mein Solo fertig stelle und einen guten Alpsommer erleben darf. Denn da gehe ich dieses Jahr noch einmal hin. Im Oktober gehen wir dann hoffentlich mit FINALE auf Deutschlandtour. Aber bei der Deutschlandtour bin ich noch sehr vorsichtig, was die Vorfreude angeht, da die Enttäuschung einer Absage dann unnötig gross wäre.
Herzlichen Dank für das Interview, Florian! Wir wünschen Dir von Herzen alles Gute und weiterhin viel Erfolg!