In welchem Jahr fand YOUNG STAGE zum ersten Mal statt?
Im Jahr 2007 war das erste Festival. Dann gab es zwei Jahre Pause – wir mussten über die Bücher und das Ganze besser aufstellen. Ab 2010 hat das Festival dann jedes Jahr stattgefunden bis 2020, als es aufgrund der Corona Pandemie abgesagt werden musste.

Was ist die größte Vision von YOUNG STAGE?
Der Auftrag des non-profit Vereins YOUNG STAGE Basel ist es, junge, hochmotivierte und sehr talentierte Artist*innen aus der Schweiz und der ganzen Welt zu fördern, ihnen zu ermöglichen, ihre Karrieren zu starten und ihre Träume zu verwirklichen. Zudem sollen Kinder und Jugendliche in der Schweiz inspiriert werden, selbst Circus zu machen, und mit den Profis in Kontakt kommen. Und nicht zuletzt soll sich YOUNG STAGE dafür einsetzen, dass die Darstellende Kunst «Circusartistik» in der Schweiz sichtbarer wird sowie mehr Anerkennung und kulturelle Förderung bekommt. Bei allen Handlungen und Projekten des Vereins steht diese Mission stets im Vordergrund.

Bis zu welchem Alter kann man sich als Artist bewerben?
Das maximale Alter ist 27 Jahre während des Festivals. Bei Duo’s oder Gruppen zählt das Durchschnittsalter. Diese Regelung wird strikt eingehalten, damit man ein faires Kriterium hat, das für alle gilt. Nach unten gibt es keine fixe Altersmindestgrenze. Wir achten jedoch sehr darauf, dass keine Kinder bei uns auftreten, die noch nicht selbständig als Berufsartist unterwegs sein können.

Wie viele Bewerber bekommt YOUNG STAGE jedes Jahr und wie viele Acts sind letztendlich in der Show?
In den letzten Jahren haben sich jeweils rund 400 – 450 Darbietungen mit insgesamt rund 600 Artistinnen und Artisten aus 60 Nationen beworben. In der Wettbewerbs-Show treten dann jeweils 13 – 15 Darbietungen mit rund 30 ArtistInnen auf. Dank dem Open-Air Circus-Spektakel in der Stadt Basel, welches es seit 2018 gibt, können wir zum Glück viele weitere Artistinnen und Artisten einladen.

Was sind die Kriterien nach denen die Acts ausgewählt werden?
Als Basis zählt das artistische Niveau der jeweiligen Disziplin. Das Level der Darbietung muss sehr hoch sein. Dann achten wir aber auch auf den Innovationsgehalt des Acts, die Story und Idee dahinter und auf jeden Fall auch darauf, wie das Ganze präsentiert wird, was zwischen dem Künstler und dem Publikum passiert. Berührt der Artist die Menschen, entsteht eine Art «Chemie» zwischen dem Saal und der Bühne, bekommt man Gänsehaut, wird man von der ersten Sekunde an «gepackt», schmunzelt man, wird man überrascht? Und am Ende zählt auch Authentizität des Ganzen. Zeigt uns die Artistin/der Artist wer er/sie ist?

Wie haben Festivals ihre Teilnehmer ausgewählt noch bevor das Internet so präsent war?
Daran erinnern wir uns sehr gut, da kamen stapelweise Pakete an mit DVD’s, die wir dann alle ausgepackt haben. Die Beamten der Post wussten jeweils, dass YOUNG STAGE wieder in der Artistenbewerbungsphase ist – sie haben uns dann jeweils lachen einen ganzen Postwagen mitgegeben, den wir über die Strasse ins Büro gefahren haben.

Habt Ihr jemals bereut einen Artisten ausgewählt zu haben für das Festival?
Nein, noch gar nie! Alle Artisten, die bei uns aufgetreten sind, haben den Platz und die Plattform verdient.

Bis zu welchem Alter können Artisten grundsätzlich auftreten?
Das ist je nach Disziplin ganz unterschiedlich. Jemand, der auf sehr hohem Niveau akrobatisch arbeitet, kommt mit der Zeit eher an seinen physischen Limiten als ein Clown oder Jongleur.

Plant ihr auch, Shows zu produzieren? So wie es zB. das Festival Mondial du Cirque de Demain aus Paris alle zwei Jahre in Montréal gemacht hat?
Aktuell planen wir keine Shows in andern Ländern. Aber wir sind stetig daran, das Festival auszubauen und haben Pläne, ein Circus Center in Basel zu eröffnen, wo dann ganz sicher viele verschiedene Shows stattfinden werden. Und wir vermitteln und buchen seit vielen Jahren immer wieder Artistinnen und Artisten für die verschiedensten Shows in der Schweiz und sind da und dort auch stärker in deren Showproduktion und Regie involviert.

Wie habt ihr euer Netzwerk aufgebaut resp. wie schafft ihr es, dass immer soviele Booker und Produzenten ans Festival kommen?
Das ist das Ergebnis von jahrelanger Aufbauarbeit. Unser Team ist sehr viel unterwegs in Europa, wir besuchen Festivals, Circusschulen und Shows, vernetzen uns, nehmen an Podiumsdiskussionen und Fachmessen teil und vieles mehr. So lernt man immer wieder viele spannende Menschen aus der Branche kennen. Und zudem spricht sich das, was in Basel passiert, sehr schnell rum in internationalen Szene – und das hat einen entsprechenden Effekt. Und nicht zuletzt sind Produzenten und Booker ja aktiv auf der Suche nach Talentplattformen und Festivals, um die neusten Trends zu sehen und auch ihr Netzwerk weiter auszubauen.

Könnt ihr nur von den Ticketeinnahmen der Shows leben?
Ganz klar NEIN! Wir haben sehr viele treue Partner und Unterstützer, darunter auch zahlreiche Stiftungen und Gönner, die Swisslos-Fonds der beiden Kantone Basel-Stadt und Basel-Land unterstützt. Ohne diese Unterstützung – und ohne viele freiwillige Zusatzstunden, die unser Team leistet – würde es YOUNG STAGE nicht geben.

Warum hat YOUNG STAGE im 2021 die Location gewechselt?
Es gibt mehrere Gründe dafür. Der Hauptgrund ist, dass die Rosentalanlage in Basel mittelfristig nicht mehr für Circus Gastspiele zur Verfügung stehen wird und wir die durch Corona gewonnene Zeit für einen Umzug nutzen, und dem Problem so proaktiv aus dem Weg gehen können.

Wann ist Bewerbungsschluss für die Künstlerinnen und Künstler?
Bewerbungsschluss wird jeweils Anfangs Februar sein.

Zieht ihr es in Erwägung, YOUNG STAGE in andere Städte Europas zu exportieren?
Nein, dies planen wir aktuell nicht. YOUNG STAGE ist in Basel gegründet und ist hier auch “gross” geworden. Eine Expansionsstrategie ausserhalb der Region gibt es nicht, denn unserer Meinung läuft man da u.a. Gefahr, dass die Marke verwässert wird und die Qualität leidet. Und beides möchten wir auf keinen Fall.

Habt ihr andere Projekte neben dem Festival?
Ja, es laufen immer auch andere Teilprojekte neben dem Festival. Wir vermitteln Künstler, veranstalten andere Shows/Events in der Stadt, Tagesferien im Circus für Kids, sind beratend tätig in vielen Bereichen etc. Aber der Hauptfokus liegt auf dem Festival.